Über das Projekt
Die Idee von Yunus Social Business (YSB) ist einfach und überzeugend: Die gemeinnützige Organisation verwandelt Spenden in faire Kredite für sorgfältig ausgewählte Sozialunternehmen, die Menschen aus der Armut helfen. Kapital, das die Firmen sonst nur schwer bekommen hätten. In Ostafrika, Lateinamerika und Indien berät und finanziert YSB nachhaltige Firmen in den Bereichen Landwirtschaft, Beschäftigung, Bildung, Gesundheit und Umweltschutz.
Die Bilanz: Zwischen 2011 und 2022 erhielten 66 Sozialunternehmen und 2000 selbstständige Sozialunternehmer*innen insgesamt 16 Millionen US-Dollar Finanzierung. Sie verbesserten für 13 Millionen notleidende Menschen die Lebensbedingungen und sicherten rund 75.000 von ihnen ein höheres, festes Einkommen.
Mitgründer und Namensgeber von YSB ist Prof. Mohammad Yunus. Er baute ab 1983 in seiner Heimat Bangladesch die Grameen Bank und das System der Mikrokredite auf, wofür er 2006 mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde.
Lokale Teams aus Beraterinnen und Beratern von YSB arbeiten aktuell in Uganda, Kenia, Indien, Bangladesch, Brasilien und Kolumbien. Sie identifizieren in einem ersten Prüfungsprozess jene Bewerbungen, deren sozialunternehmerischer Ansatz am vielversprechendsten ist. Darauf folgt ein Programm aus intensivem Coaching und Mentoring, bevor ein langfristiger, niedrig verzinster Kredit – zwischen 100.000 und 500.000 US-Dollar – freigegeben wird. Nach der Auszahlung evaluieren die Teams von YSB die Unternehmen monatlich zu finanziellen und sozialen Kennzahlen und stehen weiter als Ansprechpartner*innen zur Verfügung.
Die hohe Rückzahlungsquote der Kredite zeigt, dass die meisten geförderten Sozialunternehmen langfristig auf eigenen Beinen stehen. Und jede erfolgreiche Förderung ermöglicht YSB die Finanzierung weiterer Firmen, die neue Ansätze im Kampf gegen Armut, Ungleichheit und Klimawandel finden wollen.
Die Alexander Gruner Stiftung ist seit 2019 ein regelmäßiger Förderer von Yunus Social Business.
DIE PROJEKTE IM EINZELNEN
Der Corona-NotfallfondsTrockentechnik für mehr Einkommen
Grüne Energie in Kenia
Der Corona-Notfallfonds
Viele der von YSB geförderten Sozialunternehmen konnten mit Beginn der Pandemie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr bezahlen, die zumeist zur unteren Einkommensgruppe gehören und kaum Ersparnisse haben.
YSB hat in kurzer Zeit einen Notfallfonds von zwei Millionen US-Dollar aufgelegt, um gezielt jene zu unterstützen, die gar keine anderen Verdienstmöglichkeiten mehr haben. Das Programm konnte allein im ersten Coronajahr 19 Sozialunternehmen helfen, mehr als 1.000 Vollzeitarbeitsplätze sichern und zusätzlich für fast 70.000 Menschen durch regelmäßige Lebensmittelspenden unmittelbar Not lindern.
Trockentechnik für mehr Einkommen
Im Jahr 2021 konnte die Alexander Gruner Stiftung wieder ein reguläres YSB-Projekt aus dem großen Bereich Social Business unterstützen. Und zwar in den indischen Bundesstaaten Maharaschtra und Odisha. Dort leiden die Subsistenzfarmer-Familien darunter, dass ihre Äcker und Böden an Fruchtbarkeit verlieren und ihre Feldfrüchte dadurch oft von geringerer Qualität sind.
Das Unternehmen S4S Technologies hat eine einfache Solar-Trocknungstechnik entwickelt mit der Farmerinnen und Farmer ihre Ernte wie beispielsweise Bohnen, Kartoffeln, Zwiebeln oder Ingwerwurzeln trocknen können. Der Gedanke: Als haltbare Trockenfrüchte bekommt auch die B-Ware, die sonst oft vernichtet werden muss, einen kommerziellen Wert. Sie kann an Restaurants oder auch an Lebensmittelkonzerne verkauft werden.
Das Social Business S4S richtet sich insbesondere an Frauen, die sich mit der Trockentechnik selbstständig machen möchten. Bis 2023 haben davon schon 800 Kleinbäuerinnen profitiert und ihr Einkommen erheblich steigern, oft sogar verdoppeln können. Und ein weiterer Vorteil: Viel weniger Ernteprodukte werden vernichtet.
Grüne Energie für Kenia
Unsere Fördermittel für Yunus Social Business im Jahr 2022 haben wir Deevabits Green Energy (DGE) in Kenia gewidmet. Das Unternehmen vertreibt einfache und verlässliche Solartechnik wie Solarlampen und Solarladegeräte an Kenias Landbevölkerung, von der nahezu 80 Prozent immer noch ohne Zugang zum Stromnetz lebt. Die von DGE vertriebenen Produkte werden von international anerkannten Herstellern (u.a. Greenlight Planet) produziert und sind qualitativ robust. Sie ersetzen fossile Geräte wie die weit verbreiteten, kostenintensiven Kerosinlampen und schaffen so für die Umwelt, die Gesundheit und auch den Geldbeutel der Benutzer*innen einen großen Benefit. Kundinnen und Kunden können ihre Käufe in Raten abbezahlen. Sie sparen mittelfristig die 30 Prozent ihres Haushaltsbudgets, die sie bisher für Kerosin aufwenden.
Vor allem aber versorgt das „last-last-mile“ Vertriebssystem von DGE viele auf dem Land lebenden Frauen mit zusätzlichem Einkommen. Nach einer Schulung können sie in ihren Heimatdörfern als Verkaufsagentinnen arbeiten, die Leute über die Vorteile von Solarenergie informieren und bei Verkäufen Provisionen erhalten.
YSB hat Deevabits Green Energy 2022 in sein Programm für förderwürdige Sozialunternehmen aufgenommen und einen vier Jahre laufenden Kredit von 300.000 US$ gewährt.
Im Jahr 2022 ist das Social Business stark gewachsen. Die Zahl der in den Dörfern vertriebenen Geräte ist von 4400 auf 11.000 Stück gestiegen, die der Verkaufs-Agentinnen von 220 auf 250. Die Firmenleitung um den Gründer David Wanjau sucht jetzt neues Kapital, um neue Produkte ins Programm zu nehmen und Upgrades für die bisherigen Kunden zu entwickeln.